Leichtathletik-WM 2011 in Daegu:

Zwei Kölsch fehlten zur Medaille

Markus Esser mit 79,12 Meter auf Platz vier im Hammerwurf-Finale

DAEGU. „Wenn man zwei Kölsch-Gläser übereinander stellt ...“, sinniert Markus Esser. Er kennt die Höhe eines solchen Gefässes. Deren zwei übereinander messen auf jeden Fall mehr als 28 Zentimeter. Jene 28 Zentimeter, die ihm an seiner ersten internationalen Medaille fehlten. Bei der Leichtathletik-WM in Daegu wurde er mit 79,12 Metern Vierter.

Da fehlte nicht viel: Markus Esser verpasst knapp Hammerwurf-Bronze.
Foto: Wolfgang Birkenstock

„Es hat halt ein bisschen gefehlt. Er hat einen wunderbaren Wettkampf hingelegt“, sagt sein Trainer Helge Zöllkau. Der Athlet hat das in den meisten Phasen des Hammerwurf-Finales anders empfunden. Nach dem dritten Versuch, als der Hammer leicht das Netz touchierte, konnten man seinen Kommentar an den Lippenbewegungen ablesen. Das Wort, das Schimanski im deutschen TV hoffähig gemacht hat. Esser gebrauchte es einige Male an diesem Abend im fernen Osten. Auch nach dem vierten Durchgang, als Hammer und Netz sich ein zweites Mal zu nahe kamen. Der Leverkusener ging umher, setzte sich, trank etwas, versuchte, sich zu konzentrieren, sich zu motivieren. Um ihn herum jubelten die Koreaner dem südafrikanischen Protesenläufer Oscar Pistorius zu, die Chinesen feuerten frenetisch ihren Nationalhelden, den Hürdenläufer Liu Xiang, an. Eine stimmungsvolle Atmosphäre im weiten Rund des Daegu Stadium. Es schien, als kam davon nichts bei Esser an.

Der erste Wurf des 31-Jährigen war ungültig. „Damit fing der Wettkampf anders an als geplant“, so Esser. Klar, die Werfen wollen der Konkurrenz nur zu gerne sofort zeigen, wo der Hammer hängt. Beziehungsweise in diesem speziellen Fall, wie weit er fliegt. An die Spitze setzte sich der Japaner Koji Murofushi, der sich später noch auf 81,24 Meter steigerte und die Führung nicht mehr abgab. Auch, wenn es am Ende noch einmal knapp wurde. Ein Raunen ging beim sechsten Wurf des Ungarn Krisztián Pars durch das Stadion. Der Hammer flog weit, sehr weit. Aber nicht weit genug: Sechs Zentimeter blieb er unter der Leistung des Japaners.

Markus Esser hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit seinem vierten Platz abfinden müssen. Mit den 78,56 Metern aus dem zweiten Durchgang hatte er sich auf diesem Rang einsortiert. Den Würfen Nummer drei und vier fehlte es dank Netz-Bremse etwas an Weite. Der fünfte Versuch war sein bester, er ging auf 79,12 Meter. Im sechsten und letzten Durchgang hatte das Sportgerät bei 77,88 Meter wieder Bodenkontakt.

„Das ist natürlich ärgerlich“, sagt Esser. Und denkt an die beiden Kölsch. Die Weite war gar nicht so schlecht, die drittbeste für ihn in diesem Jahr, in dem er auf 79,69 Meter kam. So ist er doch geneigt, die WM als „krönenden Abschluss“ einer insgesamt guten Saison zu betrachten. Und das ohne zwei Kölsch. „Ich bin nicht böse auf mich.“

Wolfgang Birkenstock